hörenWer macht mit? ein Radiointerview mit Petja Dimitrova [WIENWOCHE] von Samy Carreño, Hatice Tuǧba Eryılmaz, Aliakbar Rajabi und Hamid Saberi
Hallo! Wir sind hier vier Jugendliche und recherchieren zu den Kulturprojekten hier in Wien. Wir sitzen hier auch gleich mit der Frau Dimitrova, einer der drei Leitenden des Projektes WIENWOCHE. Wir stellen ihr hier ein paar Fragen zur WIENWOCHE konkret und zu Kultur und Politik allgemein.
Ich bin die Samy.
Ich bin die Tuǧba.
Und ich bin der Aliakbar.
Ich bin Hamid.
Und wir sind hier im Verein zur Förderung der Stadtbenutzung des Projektes WIENWOCHE. Also da beginnen wir gleich mit der ersten Frage:
[1:04] Wie sind Sie dazu gekommen, bei der WIENWOCHE mitzuagieren?
Petja Dimitrova: Wir haben diese Ausschreibung, dieses Inserat, dass Leute gesucht werden, die dieses Festival machen können, übernehmen können, gesehen. Ich hab mich mit meinen zwei Kolleg_innen zusammengesetzt und ein Konzept geschrieben, warum, was würden wir gerne machen. Aber wir zu dritt sind auch Leute, die schon diese Arbeit gemacht haben. Also ich komme vom Kunstbereich, von bildende Kunst, ich arbeite an der Kunstuni, ich hab auch Ausstellungen gemacht, ich mache schon seit zwanzig Jahren Kunst und Kultur und meine Kolleg_innen auch. Und was auch noch interessant war, dass meine Arbeit und auch von den Kolleg_innen auch, eigentlich, wir haben auch Arbeit in Vereinen und in kleinen Initiativen auch für Migrant_innen. Und das war auch speziell für diese Position, dass wir gewisse Kontakte haben und spezielles Wissen haben auch für neue Gruppen, für neue Leute, die einfach meistens die so genannte Hochkultur, etablierte Kultur nicht wirklich erreicht und nicht wirklich hat. Und diese Kombination von jemandem, der schon länger Kunst und Kultur gemacht, studiert und ein bisschen diesen Bereich kennt und aber auch andere Kontakte, die reinzubringen sind in die Kulturproduktion, haben dann gute Punkte gebracht. (lacht)
[2:43] Was ist das Hauptthema der WIENWOCHE?
Petja Dimitrova: Vielleicht ganz kurz ein bisschen Geschichte. WIENWOCHE ist ein Festival, das immer im September stattfindet in Wien und bis jetzt zweimal. Und jedes Mal hat ein Thema. Und für 2014 wird das Hauptthema sein: Migrazija – Migration und die Frage des Antirassismus.
[3:15] Okay ... und wer arbeitet da alles mit?
Petja Dimitrova: WIENWOCHE ist geleitet und organisiert und konzipiert von einem Team, einer Leitung, die aus drei Personen besteht und haben jetzt zugesprochen bekommen, dass wir noch zwei Jahre dieses Projekt leiten werden. Es gibt auch aber Kolleg_innen, die in Abrechnung und Finanzbereich unterstützen und im Produktionsbereich. Produktionsbereich ist ein Bereich, in dem jemand über die Realisierung der Projekte und Produktionen, mit Genehmigungen, Materialien, allen technischen Sachen hilft. Und das Festival hat auch einen Vorstand, der Verein, der hat einen Vorstand, der auch immer wieder informiert ist und auch Ideen manchmal gibt.
[4:13] Was macht die künstlerische Leitung?
Petja Dimitrova: Die künstlerische Leitung leitet diese ganze Veranstaltung, und zwar einerseits überlegt sich: Was soll realisiert werden bei diesem Festival, welche Themen sollen kommen, welche Projekte, die sich bewerben, weil es so ist, dass für dieses Festival einfach viele Projekte sich bewerben und da gibt’s dann eine Auswahl. Und dann dazu überlegt auch: Wie soll das Programm und das Printmaterial, die Werbung für das Festival ausschauen? Wo wollen wir, dass wir gehört und gesehen werden in den Medien oder in Infoscreen oder in Plakaten, wie viel Geld haben wir auch da oder doch nicht genug. Die künstlerische Leitung trifft sich regelmäßig einfach immer, um sich auszutauschen und zu denken: Wie geht’s jetzt weiter? Was ist weiter zu machen? Wann kommen die Termine? Einfach Termine zu bestimmen, damit das Ganze im September realisiert wird. Und dann, nachdem das Festival zu Ende ist, dann muss man sich zusammensetzen und die Abrechnung machen. Und das alles, ein Bericht auch, wie ist es gelaufen, wie ist es gelungen, also das ist ein voller Job, der immer wieder, ja, viel Zeit verlangt und wir auch als künstlerische Leitung
durch das ganze Jahr eigentlich angestellt sind, wir kriegen auch Lohn dafür.
[5:45] Was sind die Auswahlkriterien für die einzelnen Projekte?
Petja Dimitrova: Auswahlkriterien sind nämlich ganz klar beschrieben auf der Homepage. Man kann sie genau anschauen. Aber ich sage jetzt ganz kurz: Also wichtig ist, dass Projekte und Ideen kommen, die zu dem Thema, das für dieses Jahr ausgeschrieben ist, dieses Jahr angekündigt ist, zu dem Thema was entwickeln. Also wir wollen auch sozusagen, dass unterschiedliche Gruppen aus der Gesellschaft Zugang haben. Und ein Kriterium ist, dass die Projekte keine rassistischen, sexistischen, antisemitischen, homophoben Inhalte, sozusagen Inhalte, die andere verletzen, das nehmen wir nicht.
[6:28] Wir haben erfahren, dass das Projekt WIENWOCHE nur bis 2015 finanziell unterstützt wird. Herr Aliakbar hätte dazu auch noch eine Frage.
Und meine Frage ist: 2015 – und dann?
Petja Dimitrova: Es gibt Finanzierungszusage, dass es weiter zu realisieren ist bis 2015. Dann wissen wir nicht - werden wir sehen ...
[6:50] Gut, jetzt haben wir konkret etwas zur WIENWOCHE gehört und wir hätten zum Abschluss noch ein paar allgemeine Fragen und zwar:
Also meine Frage wäre: Es geht um Kultur. Aber wie definiert ihr das?
Petja Dimitrova: Kultur ist eigentlich in unseren Leben überall. Kultur ist Geschichte, Wissen, Alltag, Schule, Sprache, Denkweise, und Österreich beschreibt sich als Kulturland. Es findet viel Kultur statt, viele Kulturveranstaltungen im klassischen Sinne von Theater, Musik, Ausstellungen, Konzerten und so weiter. Was uns interessiert ist, dass wir ein bisschen diesen eigentlich etablierten Kulturbegriff wegnehmen und in eine Richtung gehen, dass Kultur für alle möglich wäre, Kultur von allen gemacht sein soll und auch Kultur von allen zu präsentieren möglich sein soll.
[7:57] Und was ist politische Intervention?
Petja Dimitrova: Ja, das ist ein bisschen komplizierter Begriff, aber dann sag ich einfach: Wir interessieren uns für Projekte, die das Leben präsentieren und das Leben von Menschen einfach sich als Thema nehmen und einfach auf gewisse Missstände hinweisen, Vorschläge für die Verbesserung des Lebens, für praktische Ideen: was könnte durch das eigene Projekt - einfach gewisse Veränderungen, Verschiebungen, eine neue Wahrnehmung, neue Präsentationen von der Gesellschaft oder von kleinen Gruppen oder von gewissen Ideen - dargestellt werden.
[8:46] Wie stellt ihr euch eine gut laufende Politik vor? Demokratie auch ...
Petja Dimitrova: Politik, hm, ja, ja das ist im Prozess. Also Demokratie heißt, dass alle sich beteiligen dürfen und mitbestimmten können und einfach die Freiheit für alle da ist, dass einfach gemeinsam das Leben immer zum Besseren gestaltet, bessere Bildung, bessere Schule, bessere Gesundheit, besseres Leben für alle, und leider beobachten wir, dass die Politiker nämlich das nicht so gut machen oft die letzten Jahre und seit langer Zeit und immer mehr Rechte beschneiden, immer mehr Leute in schlechtere Lage versetzen, immer mehr ausschließen. Demokratie ist eine Baustelle, die man ständig erkämpfen muss und für bessere kämpfen muss. Und wenn es einfach die, die stark sind, verschlechtern die Situation, dann muss man immer wieder neu verhandeln und Druck machen.
[Musik: Samy Carreño]
[10:18] Samy: So viel zu meiner, aka Samy-Musik, mit der ich mich auch im WIENWOCHEN-Projekt 2014 beteiligen möchte. Ich mach jetzt schon seit drei Jahren Musik und ich finde, dass das sehr gut mit diesem Projekt zusammenpasst, da ich ja, also da meine Musik auch sehr sozialkritisch ist und gegen Rassismus, gegen Faschismus und Sexismus ist und also für die Freiheit, für Demokratie quasi der Menschen. Und somit möchte ich mich auch gern einbringen und den Leuten eine Message bringen mit meiner Musik. Und ich finde, dass das mit diesem Projekt sehr gut gehen würde.
[Musik: Samy Carreño]
[11:19] Samy: Ich rappe und singe für mein Leben gerne. In diesem Bereich, mit Musik, kann ich mich halt äußern, also da kann ich mich reinfühlen, da kann ich klar sagen, was ich möchte, was ich empfinde, was ich fühle, was mich stört. Und wenn ich jetzt so mit einem Menschen rede, fällt mir das ab zu nicht so leicht. Und in der Musik ist das halt was anderes, weil das ist meins, das kann mir niemand nehmen und niemand verändern. Wenn ich bei solchen Projekten mitmachen kann, wo das jeder versteht, dann ja … find ich das toll. Und deswegen mach ich auch sehr gern Musik, weil das mein Lebensinhalt ist. (lacht)
[Musik: Samy Carreño]
In Zusammenarbeit mit Mischa G. Hendel